Klaus Groth                            Verlaß mich nicht

1819 – 1899

Verlaß mich nicht, wenn einst mein Geist ermattet,

Du schönes Bild aus meinen schönsten Tagen;

Verlaß mich nicht, wenn mit den letzten Klagen

Mein Auge bricht, von Todesnacht umschattet!

 

Ich schaue dich, mit allem ausgestattet,

Was je an Schmuck ein Engelsbild getragen;

Noch einmal, wenn die Pulse leiser schlagen,

Erscheine wieder, eh’ man mich bestattet.

 

Erscheine dann in deiner ganzen Schöne,

Wenn mich das Licht der Sonne schon verlassen

Und mir erstarben alle Erdentöne.

 

Im letzten Blicke will ich dich erfassen,

Mein Abendstern! der mich der Nacht versöhne,

Mein Morgenstern! wenn alle Stern’ erblassen.